Weiter geht es heute mit unserer Reihe „Bekannte Augenleiden“. Hierin geht es um Augenbeeinträchtigungen, die zwar prinzipiell ungefährlich, aber dennoch unangenehm sind. Im zweiten Teil widmen wir uns dem Gerstenkorn sowie Strabismus (Schielen).
In Teil 1 unserer Reihe „bekannte Augenleiden“ haben wir uns näher mit den Phänomenen Nachtblindheit und geschwollene Augen beschäftigt. Diesmal geht es um das sehr weit verbreitete und lästige Gerstenkorn sowie um das Phänomen des Schielens, das in verschiedenen Varianten vorkommen kann. Wichtig: Ganz egal, wie vordergründig harmlos ein Leiden ist, gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt. Nur so können Sie verhindern, dass das Leiden chronisch wird oder Schlimmeres entsteht.
Gerstenkorn
Das Gerstenkorn heißt in der Fachsprache Hordeolum und ist die schmerzhafte Entzündung einer Augendrüse. Diese schwillt an, wird eitrig und rötet sich. Man unterscheidet zwischen dem Hordeolum externum, bei dem die am äußeren Wimpernbereich sitzenden Drüsen (Zeis- und Molldrüsen) betroffen sind und dem Hordeolum internum, bei dem die Drüsen am Rand der Augenlider (Meibom-Drüsen) entzündet sind. Bei Letzterem richtet sich der Eiterbruch nach innen.
In den meisten Fällen ist ein Gerstenkorn eher harmlos. Beim Hordeolum internum kann es jedoch zu einer Lidrand-Verwölbung und Fieber kommen. Sehr selten kann sich die Entzündung auch auf das ganze Auge ausbreiten oder Thrombosen und Abszesse nach sich ziehen.
Auslöser
Ein Gerstenkorn entsteht in den meisten Fällen durch eine bakterielle Infektion mit den Hautkeimen Staphylokokken (Staphylococcus aureus). Generell sollte man darauf achten, sich nicht mit schmutzigen Händen die Augen zu reiben. Es gibt Faktoren, die Gerstenkörner begünstigen. So sind Diabetiker sehr anfällig, ebenso Menschen mit Akne oder einem geschwächten Immunsystem. Wer öfter unter Gerstenkörnern leidet, sollte sich deshalb auf Allgemeinerkrankungen untersuchen lassen.
Behandlung
Ein Gerstenkorn heilt im Normalfall recht zügig ab. Hierbei unterstützen Antibiotika, Desinfektionssalben oder Augentropfen. Auf keinen Fall sollten Patienten versuchen, ein Gerstenkorn durch Ausdrücken selbst zu behandeln. Das verschlimmert die Entzündung nur und kann im äußersten Fall eine Folgeinfektion nach sich ziehen.
Schielen (Stabismus)
Schielt ein Mensch, bedeutet das, dass beide Augen nicht in dieselbe Richtung sehen. Das heißt, ein Auge weicht von der „Sollblickrichtung“ ab. Umgangssprachlich bezeichnen wir dies auch als „Silberblick“. Sowohl Kinder als auch Erwachsene können vom Schielen betroffen sein. Es gibt verschiedene Formen des Schielens, das in der Fachsprache Stabismus genannt wird.
Latentes Schielen
Latentes Schielen tritt nur temporär auf. Die meiste Zeit sehen Betroffene ganz normal, das Schielen tritt nur in bestimmten Situationen auf, beispielsweise bei Müdigkeit oder unter Alkoholeinfluss.
Begleitschielen
Diese Variante des Schielens verdankt seinen Namen dem Umstand, dass das schielende Auge das fixierende Auge in jede Blickrichtung begleitet. Das frühkindliche Innenschielen zählt hier ebenfalls dazu. Es ist äußerst wichtig, Schielen bei kleinen Kindern zu behandeln, denn sonst kann sich das räumliche Sehen nicht entwickeln.
Lähmungsschielen
Hier resultiert das Schielen aus der Lähmung eines Nervs oder auch mehrerer Nerven. Dadurch können einer oder mehrere Augenmuskeln nicht mehr richtig funktionieren. Lähmungsschielen kann in jedem Alter auftreten und kann auch Symptom einer ernsteren Erkrankung sein. Ist das Schielen eine Begleiterscheinung einer anderen Augenkrankheit, spricht man auch von Sekundärschielen.
Weitere Schielarten
Je nachdem, in welche Richtung geschielt wird beziehungsweise welches Auge betroffen ist, sprechen Mediziner von
Exotropie: Ein Auge zeigt nach außen.
Esotropie: Ein Auge zeigt nach innen.
Höhenschielen: Ein Auge schielt nach oben.
Vertikalschielen: Ein Auge schielt nach unten.
Unilaterales bzw. monolaterales Schielen: Es weicht immer dasselbe Auge von der Sollblickrichtung ab.
Alternierendes Schielen: Beide Augen weichen abwechselnd von der Sollblickrichtung ab.
Verrollungsschielen: Das Auge dreht sich um die Sehachse.
Manche Menschen schielen so minimal, dass es kaum auffällt. In solch einem Fall spricht man von Mikrostabismus.
Behandlung
Schielen sollte immer ärztlich behandelt werden, damit es nicht zu einer Sehschwäche kommt. Außerdem muss abgeklärt werden, ob dem Schielen eine Krankheit zugrunde liegt. Zur Behandlung kann eine Brille verschrieben oder das bessere Auge abgeklebt werden. Manchmal ist auch eine Operation der Augenmuskeln notwendig. Die Behandlung richtet sich nach der Art des Schielens.