Das Auge ist das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Der Mensch registriert bis zu 80 Prozent seiner Umwelteinflüsse über die Augen. Dabei ist das Auge ein evolutionäres Meisterwerk, das genauso wachsen und lernen muss, wie der Mensch selbst.
Babys entwickeln ihre optischen Fähigkeiten rasch
Babys nehmen ihre Umwelt kurz nach der Geburt nur sehr undeutlich wahr. In den ersten sechs bis acht Monaten entwickeln sich die Augen und die Sehschärfe nimmt zu. Im Alter von etwa ist das Auge ausgewachsen, allerdings noch nicht fertig ausgebildet. Die Lernphase des Auges für Sehschärfe und räumliche Wahrnehmung dauert nämlich bis zum sechsten Lebensjahr an.
Sehschärfe
Babys müssen das Zusammenspiel zwischen Auge und Gehirn erst noch erlernen. Vor allem in den ersten beiden Lebensjahren wird die Sehschärfe durch unbewusste Übungen trainiert, in denen das Kind Gegenstände fixiert und mit der Zeit immer mehr Details erkennt.
Räumliches Sehen
Das räumliche Sehen, auch Stereosehen genannt, entwickelt sich wie auch die Sehschärfe durch das Zusammenspiel zwischen Auge und Gehirn. Aus leicht verschiedenen Blickwinkeln senden die Augen zwei minimal unterschiedliche Bilder an das Gehirn. Dessen Lernleistung ist es, aus beiden Bildern einen räumlichen Seheindruck zu erstellen. Dieses Verschmelzen von Bildern ist eine anspruchsvolle Leistung des Gehirns, das eine perfekte Zusammenarbeit der beiden Areale erfordert.
Die Voraussetzung für eine gelungene Fusion zweier Bilder zum räumlichen Sehen sind:
- Die Sehachsen beider Augen müssen auf demselben Objekt liegen
- Beide Augen müssen ein scharfes Bild liefern
- Das Gehirn muss die jeweils sechs Augenmuskeln perfekt kontrollieren, um die Augen auf einer Achse zu koordinieren
Das Auge lernt nur bis zum sechsten Lebensjahr
Das menschliche Auge ist ungefähr bis zum sechsten Lebensjahr lernfähig. Sehschärfe und räumliches Sehen entwickeln sich in dieser Zeit nahezu parallel. Danach verliert es die Fähigkeit, Sehstärke und räumliches Sehen zu trainieren. Alle Aspekte menschlicher Wahrnehmung, die über das Auge gesteuert werden und bis dahin nicht erlernt wurden, können kaum oder gar nicht nachgeholt werden. Vor allem Krankheiten wie Schielen beeinflussen die Lernfähigkeit der Augen negativ.
Treten während dieser Lernphase Fehler auf, kann es passieren, dass das Gehirn die erlernten Sehfähigkeiten wieder verliert. Dies geschieht beispielsweise durch nicht behandeltes Schielen. Das Gehirn unterdrückt den Seheindruck, wenn auf Dauer kein vom Gehirn verwertbares Bild von den Augen erstellt wird. Die Folgen sind Verlust der Sehschärfe und des räumlichen Sehens: Das Auge wird schwachsichtig.
Sehfehler vor dem sechsten Lebensjahr können korrigiert werden
Sehfehler bei Kindern müssen schnellstmöglich behandelt werden – und zwar bevor die Lernphase der Augen beendet ist. Vor allem Schielen ist bis zum sechsten Lebensjahr durch Laserbehandlungen, Schielbrillen und Augenpflastern gut zu behandeln.
Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn Ihr Kind folgende Symptome aufweist:
- Schielen
- Verdacht auf Schielen
- Wenn Schielen in der Familie liegt
- Ab dem Alter von zwei Jahren zur Vorsorgeuntersuchung